Was ich erlebt habe

Nach meiner Gewohnheit gehe ich früh morgens auf die Felder, um den Morgen zu genießen. Ich liebe es einfach, Gottes Schöpfung um mich zu haben. Ich betrachtete die Bäume, die Blumen und die Wolken, die an diesem Morgen besonders schön waren und langsam über den blauen Himmel zogen. So fühlte ich mich Gott bei meinem täglichen Frühgebet sehr nahe.

Als ich so nach oben blickte entdeckte ich eine Möwe, die über mir kreiste. Möwen sind hier ungewöhnlich, da das nächste Gewässer zirka 8 Kilometer entfernt ist. Manchmal kommt schon eine Möwenschar, um auf den gepflügten Feldern nach Nahrung zu suchen. Aber eine einzelne Möwe hatte ich hier noch nie gesehen. Also beobachtete ich sie … und sie offensichtlich mich.

Sie kreiste unablässig über mir und kam tiefer und tiefer bis sie schließlich vor mir auf dem Boden landete und mich interessiert ansah. Ich sprach sie an und ging langsam auf sie zu. Offensichtlich hatte sie überhaupt keine Angst vor mir. So standen wir uns eine Zeitlang abwartend gegenüber.

Nach einer ganzen Weile sagte ich: „Schön, dass du mich besucht hast, aber jetzt mache ich meinen Spaziergang weiter. Also Tschüss!“ Als ich ca. 100 Meter weitergegangen bin schaute ich zurück und sah, wie sie sich erhob und davonflog. „Das war aber cool!“ dachte ich und schüttelte noch ganz verwundert den Kopf.

Aber es kam noch besser.

Nach einer Stunde war ich auf dem Nachhauseweg und mein Spaziergang neigte sich dem Ende zu.  Plötzlich bemerkte ich etwas neben mir und - da war sie wieder. Sie umkreiste mich ganz eng und landete direkt vor mir auf der Straße.

„Da bist du ja wieder.“ sagte ich, ging in die Hocke und streckte meine offene Hand zu ihr aus. Sofort hüpfte sie auf meine Hand und schaute mir interessiert ins Gesicht.

„Na, du bist mir ja Eine. Was willst du denn von mir. Ich habe nichts zu essen für dich und schon gar keinen Fisch. Den musst du dir schon selbst suchen. Wo sind eigentlich deine Freunde? Sind die ohne dich weitergezogen?“ So redete ich mit ihr und sie schaute mich nur an, blieb aber die ganze Zeit auf meiner Hand sitzen.

„Was mache ich jetzt mit der Möwe?“ dachte ich. Ich beschloss, einfach nach Hause zu gehen. „Dann wird sie schon weg fliegen!“ Aber weit gefehlt, sie blieb die ganze Zeit auf meiner Hand sitzen und machte keinerlei Anstalten, mich zu verlassen.

Daheim klingelte ich und meine Frau öffnete die Haustür. Sie machte ganz große Augen „Was ist denn das?“
„Eine Möwe – sie ist mir zugeflogen“ Ich ging an meiner verdutzten Frau vorbei ins Wohnzimmer und die Möwe blieb ganz ruhig auf meiner Hand sitzen. Ihr machte die ungewohnte Umgebung offensichtlich nichts aus.

Auf unserer Terrasse bot ich ihr unterschiedliche Dinge zum Fressen an. Sie rührte aber nichts an. Nun musste ich aber kurz weg und so ließ ich sie sitzen. Als ich zurückkam war sie weg.

„Das war aber ein interessantes Erlebnis“ dachte ich und schüttelte wieder ungläubig den Kopf.

Aber es ging gegen Abend noch weiter.

Als ich am späten Nachmittag wieder nach Hause kam, begrüßten mich einige Nachbarn mit den Worten „Schau, da sitzt deine Möwe vor deiner Garage!“ Mittlerweile hatte sich das bereits herumgesprochen.

Jetzt war guter Rat teuer. Was war zu tun? Aber nach einem Anruf bei einem Vogelkundler haben wir die Möwe in einen Katzentransportbehälter gelockt und ich habe sie dann zum See gefahren. Dort angekommen, hat sie gleich Ihresgleichen entdeckt und ist hoffentlich glücklich zu ihnen geflogen.

Ich denke, jetzt ist sie gut aufgehoben und für mich war das ein ganz besonderer Tag.

Gott gibt uns Augenblicke der Freude, mit denen wir nicht rechnen.

Danke, lieber Gott, für dieses außergewöhnliche Erlebnis und diesen schönen Tag!